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Psycho-Blog vom 31.03.2011 - gegen 09.00 Uhr MESZ - Perma-Link

- Nachteile einer Me-Too-Strategie, dargestellt am Beispiel der aktuellen Politik von CDU/CSU und FDP -

Im Zuge der Atomkatastrophe von Fukushima gab es einen auffälligen Kurswechsel der schwarzgelben Bundesregierung im Hinblick auf den Umgang mit der Atomkraft. Wenngleich die einzelnen Schritte (dreimonatiges Moratorium, Vom-Netz-Nehmen der sieben ältesten AKWs, Ethik-Kommission zur Atomkraft) hinsichtlich ihrer Effektivität zu hinterfragen sind.

Zuletzt hat sich jetzt FDP-Generalsekretär Lindner dafür ausgesprochen, die vom Netz genommenen alten Reaktoren dauerhaft abgeschaltet zu lassen (wobei man hier darauf hinweisen muss, dass vom Netz genommen nicht abgeschaltet bedeutet).

Aber nicht nur bei der Atomenergie vertreten die Politiker der Regierungskoalition auf einmal unerwartete Positionen. Im Umgang mit der Revolution in Libyen will man sich jetzt auch noch als Anti-Kriegs-Parteien profilieren.

Ich vermute mal, dass ich nicht der einzige bin, der von solchen Kurswechseln ziemlich überrascht ist.

In diesem Beitrag möchte ich dazu einmal eine Betrachtung aus werbe- und marktpsychologischer Sicht vornehmen.

Es geht dabei um die Frage der Positionierung eines Produkts bzw. einer Marke.

Bevor ich beginne, Werbung für ein Produkt, eine Dienstleistung, ein Unternehmen zu machen, muss ich mich zunächst mit dem Markt beschäftigen und eine Positionierung meines eigenen Produkts vornehmen. Das gilt für kommerzielle Produkte genauso wie auch für eine Partei, die sich den Wählern zur Wahl stellt.

Wofür steht eine Marke und wie sieht es mit der Positionierung relativ zu den Wettbewerbern aus? Die ideale Positionierung beinhaltet, dass man einen Markt oder eine Marktnische als erster betritt und somit zur Definition des Marktes beiträgt (z.B. Coca-Cola und der Markt für Erfrischungsgetränke).

Wer als erstes einen Markt betritt und diesen quasi definiert, hat die große Chance, auch langfristig Marktführer zu bleiben. Was mit erheblichen Vorteilen verbunden ist: Der Marktführer verfügt über ein größeres Ausmaß an Bekanntheit und hat die Möglichkeit, seine Produkte vergleichsweise teuer zu verkaufen.

Jeder, der als zweiter diesen Markt oder diese Nische betritt, hat mit erheblichen Nachteilen zu kämpfen. Der zweite am Markt muss mindestens dieselbe Produktqualität liefern wie der Marktführer und muss diesen deutlich unterbieten, um überhaupt eine Chance am Markt zu haben. Die Gewinnmargen sind dementsprechend geringer.

Man spricht in diesem Fall auch von einer Me-Too-Strategie. Frei übersetzt betritt man den Markt mit dem Motto: "Hallo, ich kann das auch!"

Eine ebensolche Strategie verfolgen derzeit CDU/CSU und FDP bezogen auf das Thema Atompolitik. Nur: Den Marktführer gibt es schon. Die Grünen. Und auch die SPD steht eher noch für grüne Politik.

Und wenn es um die Ablehnung von Kriegen geht, so ist es im Bereich der etablierten Parteien auch nur DIE LINKE, die diese Position meines Erachtens glaubwürdig vertreten kann.


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In unserer (individualistischen) Kultur geht man davon aus, dass grundlegende Positionen wohlüberlegt sind und sich auch in einem entsprechenden Verhalten äußern. Davon abweichendes Verhalten sorgt für erhebliche Irritationen. Man wird eher ungünstig beurteilt, wenn man seine Meinung allzu häufig ändert. Selbst wenn die Umstände eine gewisse Flexibilität erfordern. - In kollektivistischen Kulturen ist das übrigens anders: Hier wird konkret erwartet, dass man sich in der Äußerung seiner Meinung und seinem Verhalten anpasst.

Ich will einmal nur mein persönliches Empfinden und das daraus resultierende Verhalten beschreiben: Ich bin zunächst überrascht, wenn die CDU eine eher linke Position zu einem Thema einnimmt (z.B. die Frauenquote). Allerdings bin ich auch skeptisch, ob die neue Position beibehalten wird. Im weiteren nehme es durchaus wohlwollend zur Kenntnis, wenn die CDU bei der neuen Position bleibt. Allerdings führt diese wohlwollende Kenntnisnahme noch nicht dazu, dass ich mir aktuell vorstellen kann, die CDU zu wählen. Die veränderte Positionierung erleichtert es mir allerhöchstens, die CDU zu wählen für den Fall, dass alle Parteien des linken Spektrums auf einmal den größten Mist verzapfen, so dass ich mich nach einer Alternative umsehen muss. Das schätze ich jedoch als ziemlich unwahrscheinlich ein.

Stellt sich noch die Frage, wie sich solche Kurswechsel auf das Erleben und Verhalten der bisherigen Anhänger auswirkt. Wenn ich mir die Blogbeiträge und Postings von Leuten durchlese, die eher im konservativen Lager verortet sind, finde ich dort seit langem eine Ablehnung der Politik von Merkel & Co., was sich allerdings auch auf andere Themen bezieht, bei denen die CDU schon lange keine konservativen Positionen mehr vertritt.

Wirklich erfolgreich sein kann man nur, wenn man sich mit bestimmten aktuellen Themen als Marktführer positionieren kann. D.h. indem man ein für die Menschen relevantes, aber von anderen vernachlässigtes Thema neu einbringt, oder für ein aktuell diskutiertes Thema innovative Lösungen bietet. Man muss sich deutlich von anderen absetzen.

Die Reaktor-Katastrophe von Fukushima hat die immense Gefahr dieser Technologie, die von Menschen offensichtlich nicht ausreichend beherrscht werden kann, in den Vordergrund gerückt. Dementsprechend haben sich viele Wähler dem "Marktführer" im Bereich Umweltpolitik zugewandt.

...

Einerseits freut es mich, wenn nun wirklich ein Ausstieg aus der Atomenergie erfolgt. Andererseits finde ich es schlimm, dass es dazu mitunter erst einer Katastrophe bedarf.




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Bisher 1 Kommentar


1. Kommentar von Brigitte gepostet am 01.04.2011 / 13:03 Uhr:
Ich bin von diesem Hin und Her der Meinungen nicht erstaunt sondern empört.
Ich kann meine Ansichten nicht wechseln wie das Hemd.
Für mich ein Ausdruck wie um das Wohlwollen und Wiedergewähltwerden durch den Bürger gebuhlt wird.
Das Alles ist ja nun völlig unglaubwürdig und lächerlich.
Nach der Wende war das Wort "Wendehals" in aller Munde,
das sind ja nun ganze Scharen dieser unschuldigen Vögel.

LG
Brigitte


Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Ja, der Begriff Wendehals war damals in aller Munde. Schon komisch, wie sich Geschichte quasi wiederholt und manche Leute immer wieder vergessen


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